Vorderansicht Oberlaubenstallein erster Arbeitseinsatzdie Gründungsversammlung  
 

BORGISDORF "Die Oberlaube ist wirklich sehr denkmalwürdig. Einzeldenkmale wie dieses gibt es nicht mehr sehr viele", sagt Diplom-Ingenieurin Susanne Fiebig. Zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Nisse nahm die Bauplanerin gestern einen Tag lang Borgisdorfs Oberlaubenstall unter die Lupe. Und das ist fast wörtlich zu nehmen.

"Heute geht es uns darum, zu sehen, ob und mit welchem Aufwand sich das vorliegende Umbaukonzept verwirklichen lässt", sagt Fiebig, während sich ihr Kollege mit Beil und Schraubenzieher an der zumeist nicht mehr sehr vertrauenswürdig wirkenden Fachwerkkonstruktion zu schaffen macht. Schon lange ist der Zustand des aus dem 18. Jahrhunderts stammenden Gebäudes den Borgisdorfern ein Dorn im Auge. Der einstigen Glanz ist heute nur zu erahnen, aber kaum noch zu erkennen. Diverse Umbaumaßnahmen haben im Laufe der Jahrhunderte dem Gebäude ihren eigenen Charakter aufgedrückt. Einzelne Abschnitte der Lehmausfachung im Erdgeschoss und ein kompletter Giebel wurden durch Ziegelmauerwerk ersetzt. Doch den nagenden Zahn der Zeit und des Holzwurms haben auch diese nicht aufhalten können.

Seit die Kneipe im Ort Mitte der 90er-Jahre schloss, fühlen sich die Borgisdorfer eines geeigneten Treffpunkts beraubt. Was, so eine am Beginn noch tollkühn erscheinende Idee, wenn man aus der Not eine Tugend machte und die Oberlaube zum Gemeindezentrum ausbauen würde? Auf einer extra einberufenen Einwohnerversammlung Mitte Februar kam die Idee gut an. Ein von Architekturstudenten bereits vor drei Jahren als Praktikumsarbeit erstelltes Nutzungskonzept für das Gebäude auf dem Pfarrhof wurde als Rahmenplan genommen. Noch am selben Abend wurde der "Förderverein Borgisdorf" aus der Taufe gehoben. 18 Einwohner traten bei und wählten Jutta Heimann zur Vorsitzenden.

Übernachtungsmöglichkeiten für Fläming-Skate-Nutzer und andere Touristen sollen im Gemeindezentrum ebenso entstehen wie Büro-, Freizeit- und Gottesdiensträume der Kirchgemeinde, auf deren Gelände die Oberlaube steht. "Grundsätzlich soll das Gemeindezentrum für jedermann offen stehen", sagt Jutta Heimann. "Ohnehin sind in Borgisdorf Kirchgemeinde und Kommune fast identisch: 75 Prozent der Einwohner sind in der Kirche."

Wenige Wochen nach Gründung des Vereins trafen sich die Mitglieder zu einem ersten Arbeitseinsatz. Dem zwar malerischen, für Fachwerk aber tödlichen Efeu-Bewuchs wurde zu Leibe gerückt. "Dabei", so Vorstandsmitglied Manfred Semrok, "kam das ganze Elend zum Vorschein."

Den Hoffnungen auf einen schnellen Beginn der Arbeiten verpassten Susanne Fiebig und ihr Kollege gestern einen Dämpfer: "Frühestens 2008 kann’s losgehen. Vorher sind Bau- und Fördermittelantrag kaum durch."